Pink Floyd: vom psychedelischen Underground zum globalen Rockphänomen Aufstieg, Kreativität und Wandel einer der visionärsten Bands der Musikgeschichte
Die Geschichte von Pink Floyd ist eine Chronik der Transformation und des künstlerischen Mutes, eine Reise von den experimentellen Anfängen in der Londoner Szene bis zu den Gipfeln des globalen Musikolymps. Anlässlich des neuesten Solowurfs von David Gilmour (siehe Lifestyle 5/2024) werfen wir einen umfassenden Blick auf die faszinierende Geschichte einer Band, die nicht nur die Rockmusik neu definierte, sondern mit weltbewegenden Alben wie „The Dark Side Of The Moon“ oder „The Wall“ auch ganze Generationen prägte.
An den Pforten zur Dämmerung
Die kulturelle Revolution beginnt wie so oft als Wiederkehr des Bekannten. Anfang der 1960er-Jahre verdingten sich die Studenten Roger Waters, Nick Mason und Rick Wright noch als Coverband für Blues- und Beatsongs. Nichts Weltbewegendes also. Aber genug, um als The Tea Set erste Auftritte zu ergattern. Weltbewegend wurde es erst, als ein eher exzentrischer Kunststudent zur Band hinzustieß: Syd Barrett wurde 1965 Gitarrist und Sänger der Band, der er – inspiriert von seinen Lieblingsbluesern Pink Anderson und Floyd Council – den Namen „The Pink Floyd Sound“ gab.
Komplexe Space-Trips, psychedelische Welten
Mit seinen kreativen Visionen erweiterte die Band (ab 1967 auf „Pink Floyd“ verkürzt) die Grenzen dessen, was damals als Rockmusik populär war, spätestens mit ihrem legendären Debütalbum „The Piper At The Gates Of Dawn“ (1967), das mit seinem einzigartigen Stil, den visionären Lyrics und dem begleitenden Multimediakonzept die psychedelische Musikszene auf Jahrzehnte hinaus prägte. Nicht nur Kompositionen wie „Astronomy Divine“ oder „Interstellar Overdrive“ luden mit ihrer Komplexität auf ausgedehnte Space-Trips ein, die Bühnenshow der Band verstärkte diesen Effekt noch mit ihren bahnbrechenden Lichtshows und visuellen Effekten. Bis der sich rapide verschlechternde psychische Zustand von Frontmann Syd Barrett dazu führte, dass von 1968 an ein gewisser David Gilmour seinen Part übernahm und auf „A Saucerful Of Secrets“ (1968) weiter ausfüllte. Die kreative Kontrolle übernahm ab Anfang der 1970er-Jahre aber ein anderer: Roger Waters.
Dark Walls und Crazy Diamonds
Mit dem Weggang Barretts und der zunehmenden Dominanz von Roger Waters am kreativen Steuer wandelte sich die musikalische Richtung von Pink Floyd langsam: von einer Übergangsphase, in der bereits das wegweisende „Atom Heart Mother“ (1970) und das stilistisch vielleicht noch wichtigere „Meddle“ (1971) entstanden, bis Pink Floyd mit dem fast 24-minütigen „Echoes“ endgültig zu ihrem Stil gefunden haben. Spätestens in dieser Ära entstanden nun Werke, die in ihrer thematischen Tiefe und musikalischen Ausgestaltung neue Maßstäbe setzten.
„The Dark Side Of The Moon“ (1973) reflektiert mit seinen sorgfältig konstruierten Texten und seiner komplexen Produktion tiefgründige menschliche Erfahrungen und Ängste. Es folgte „Wish You Were Here“ (1975), eine introspektive Auseinandersetzung mit dem Verlust und der Entfremdung innerhalb der Musikindustrie, gekrönt durch die ausgedehnten Klänge von „Shine On You Crazy Diamond“, einer Hommage an den verlorenen Freund und Gründer Syd Barrett. Nach dem von George Orwells „Farm der Tiere“ inspirierten und als Progressive-Rock-Meilenstein gefeierten „Animals“ (1977) folgte 1979 schließlich das Opus magnum der Band: die Rockoper „The Wall“, mit der Pink Floyd eine neue Ebene des musikalischen Ausdrucks erreichten. Ein inszenatorisches Meisterwerk, das auch filmisch Bestand hat und das bis heute als eines der wichtigsten Werke der Rockgeschichte gelten darf.
Eine der wichtigsten Bands der Rockgeschichte: Pink Floyd
Der Klang der Teilung
Die späteren Jahre waren dann zunehmend von internen Spannungen gekennzeichnet, die 1985, zwei Jahre nach dem von Waters fast im Alleingang fabrizierten „The Final Cut“ (1983), zum Ausstieg des Kreativpostens führten. Unter der Ägide von David Gilmour setzte die Band ihre musikalische Reise fort und veröffentlichte Alben wie „A Momentary Lapse of Reason“ (1987), praktisch ein Soloalbum von Gilmour, und „The Division Bell“ (1994), die zwar kommerziell erfolgreich waren, von Kritikern jedoch eher mit durchwachsenen Urteilen aufgenommen wurden.
Auch in späteren Jahren noch beseelt von außergewöhnlichen Klängen
Das 20 Jahre später 2014 veröffentlichte „The Endless River“ sollte nach Verlautbarungen von Gilmour und Mason das letzte Studioalbum der Band bleiben. Was nicht bedeutet, dass Noch- und Ex-Mitglieder von Pink Floyd seit Mitte der 1980er-Jahre untätig geblieben wären: Insbesondere Roger Waters veröffentlichte mit unter anderem „The Pros And Cons Of Hitch Hiking“, „Radio K.A.O.S.“ und „Amused To Death“ viel beachtete Solowerke, bevor er sich mit seiner politischen Agenda zunehmend ins öffentliche Abseits schoss. David Gilmour veröffentlichte von 1978 (sein selbstbetiteltes Solodebüt) bis 2015 („Rattle That Lock“) insgesamt vier Soloalben, bevor er im September 2024 mit „Luck and Strange“ sein mittlerweile fünftes Album folgen ließ.
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