Musiktipps im September 2022 Banner

Unsere brandaktuellen CD-Kritiken

Die Musik-Tipp4U für den September

Unser kleiner musikalischer Rundumschlag könnte zum Beginn der Herbst- und Veröffentlichungssaison im September gegensätzlicher wahrscheinlich gar nicht sein. Von härtesten Metal-Klängen über schrammeligen Rock bis hin zum Schlager führt uns unser musikalischer Herbstspaziergang. Und anlässlich von Giovanni Zarrellas neuem Album „Per Sempre“ gibt es eine Zusatzlektion in Sachen Dolce Vita obendrein. Italien pur quasi. Und genau das, was wir in der kühler werdenden Jahreszeit benötigen.

Eros Ramazotti

Battito Infinito

Über 40 Jahre ist der italienische Herzensbrecher nun schon im Geschäft. Und mit bald sechzig Jahren zieht es ihn zur großen Tour noch einmal um die Welt (im Februar und März 2023 auch nach Deutschland!). Klar, dass er da, vier Jahre nach seinem letzten Studioalbum, neues Material im Gepäck hat. „Battito Infinito“ wird sein mittlerweile 16. Studioalbum heißen, was etwa so viel bedeutet wie „Unendlicher Takt“. Ein Takt, in dem auch die Herzen unzähliger Eros-Fans schlagen, wenn sie Hits wie „Ama“ zu hören bekommen, die all das auf sich vereinen, was die Musik des sympathischen Italieners seit den frühen 1980er-Jahren ausmacht. Insgesamt zwölf magische Songerlebnisse hat der Sänger in ein Album gegossen, das vor allem live seine unvergleichlichen Talente zum Ausdruck bringen soll. Wir sind gespannt!

Eros Ramazotti

Roy Bianco & die Abbrunzati Boys

Mille Grazie

Roy Bianco & die Abbrunzati Boys

Wer sein erstes Album schon „Greatest Hits“ nennt, und mit dem zweiten zumindest kurzfristig die Red Hot Chili Peppers vom Chartthron stoßen kann, der muss schon eine außergewöhnliche Geschichte haben. Diejenige der Augsburger Italo-Pop-Schlager-Satiriker ist in großen Teilen fiktiv und will uns den Eindruck vermitteln, Roy Bianco und seine Boys seien schon seit Jahrzehnten aktiv. Tatsächlich handelt es sich um ein paar Augsburger mit blühender Fantasie, exquisiter Instrumentenkunde und einem Riesentalent für eingängige Pop-Melodien. Die sie auf „Mille Grazie“ in wunderbare (und tatsächlich sehr mitreißende) Perlen wie „Quanto Costa“, „Bella Napoli“ oder „Giro“ gießen. Besser hätten es nicht mal die Sängerknaben von Sirmione hinbekommen. Unser Italo-Sommeralbum 2022 kommt definitiv aus Deutschland.

Crucci Gang

Crucci Gang

Die Crucchi Gang macht eigentlich nichts anderes als Giovanni Zarrella. Nur von einem Indiepop-Standpunkt aus. Die Crucchi Gang, einst eine abfällige Bezeichnung der Italiener für Deutsche, wurde in Berlin beim gemeinsamen Bier von u. a. Francesco Wilking und Sven Regener geboren und rankt sich um die Idee, eigene Songs ins Italienische zu übersetzen. Nicht nur textlich, sondern auch musikalisch. Herausgekommen ist diese Italo-Deutsch-Pop-Compilation, auf der sie u. a. Bilderbuch „Il mio Bungalow“ besingen („Mamma cuccina per tutti!“), Faber „Vieni Qui“ schmachtet, Francoise Cactus sich an Trio versucht und Clueso „Ballare“ (also „tanzen“) darf. Das Ergebnis könnte schöner auch in der „ewigen Stadt“ Rom oder auf dem Liederfestival von San Remo nicht entstanden sein. Nur, dass hier keine Muttersprachler singen, das hört man ab und an schon noch.

Crucci Gang

Hit Giganten

Italo Pop

Hit Giganten

Natürlich findet sich Giovanni Zarrella auch auf den „Hit Giganten“ zum Thema Italien. Und zwar gleich zweimal. Dabei fällt auf, wie gut er sich einreiht unter die knapp 40 hier vertretenen Künstler. Ganz große Klassiker wie Domenico Modugnos „Nel blu dipinto di blu“, Al Bano & Romina Power und Alice finden sich hier. Außerdem Umberto Tozzi, Nek oder Toto Cutugno („L’Italiano“). Alles große Hits, die aber nicht vergessen machen können, dass hier auch noch einige Namen fehlen. Eros Ramazzotti etwa, Adriano Celentano, Zucchero, Gianna Nannini und Jovanotti. Aber wofür gibt es weitere Sampler rund um Italien? Als Tracklist für den nächsten Gardasee-Trip tun es die Hit-Giganten auf jeden Fall.

Maneskin

Il Ballo Della Vita

Maneskin so ohne weiteres unter Italo-Pop einzuordnen fällt uns zwar nicht ganz leicht. Aber es gab kaum eine italienische Band, die in den vergangenen Jahren ähnlich viel für italienische Musik im Ausland gemacht hat, wie die EuroVision-Songcontest-Gewinner von 2021. „Il Ballo Della Vita“ (etwa: „Der Tanz des Lebens“) ist das Debütalbum der Rockband, die durch die italienische „X-Factor“-Variante bekannt wurden und 2021 nicht nur in San Remo, sondern eben auch in Rotterdam siegreich von der Bühne gingen. Seither ging es bergauf für den unkonventionellen Vierer. Vorläufiger Höhepunkt: Die Coverversion, die man für den „Elvis“-Film von Baz Luhrman einspielen durfte. Italo-Pop (oder -Rock) erobert eben nicht nur die Welt, sondern auch musikalische Epochen, die weit zurückzuliegen scheinen.

Maneskin

Slipknot

The End, So Far

Slipknot

Auweia. Nachdem “We Are Not Your Kind”, veröffentlicht im Sommer 2019“, noch vergleichsweise versöhnlich daherkam, wollen es die maskierten Herrschaften rund um Sänger Corey Taylor mit Album Nummer acht aber wirklich wissen. Gut: Zu viel Optimismus hat es in der vergangenen drei Jahren nicht unbedingt Anlass gegeben. Aber jetzt so einfach mit dem vorläufigen Ende kokettieren und mit „The Dying Song“ auch noch in selbst für Slipknot düsterste Gefilde hinabsteigen? Tatsächlich soll der neueste Wurf – neben einigen melodischeren Tracks – knüppelhart und teils „mörderisch“ hart sein. Was für Fans der aktuell vielleicht erfolgreichsten Metalband überhaupt aber keine Warnung, sondern ein Versprechen sein dürfte: Slipknot sind wieder da. Und sie haben den Soundtrack zur Zeit im Gepäck…

Flogging Molly

Anthem

Ganz schön viel Zeit gelassen haben sich die irisch-amerikanischen Folk-Punker mit ihrem neusten Album. Fünf Jahre sind seit „Life Is Good“ ins Land gezogen. Das ist schon etwas mehr als eine kleine Pandemiepause. Immerhin haben die Mannen um Dave King die Zeit genutzt, um sich auf ihre Ursprünge zurückzubesinnen. Und die liegen nicht nur im mitreißenden Mix aus irischer Folklore und punkige Rock, sondern auch in Chicago. Hier hatte mit „Swagger“ im Jahr 2000 unter der Regie von Produktionslegende Steve Albini alles angefangen. Und hierhin ist man für „Anthem“ zurückgekehrt. Eine Rückkehr auch zu den musikalischen Grundlagen, die auf jedem der elf neuen Songs zu hören ist. Mit einem Titel, der schon auf den hymnenhaften Charakter des neuen Materials hinweist…

Flogging Molly

Bernhard Brink

50

Bernhard Brink

Unglaubliche 50 Jahre ist es her, dass Bernhard Brink 1972 mit „Bombenfest“ seine erste Marke im Schlagerzirkus hinterlassen hat. Und unglaubliche 50 Jahre ist der „Schlagertitan“ seither im Sattel geblieben – beziehungsweise auf den Bühnen der Republik, die er auch zum runden Jubiläum wieder bespielen durfte. „50“, das ist nicht nur ein verdammt goldenes Jubiläum des Goldjungen, sondern auch ein Versprechen. Denn neue Songs wie „Du und Ich“ verdeutlichen, dass sich BB lange noch nicht zum alten Schlagereisen zählt. Wenn schon, dann ist das hier Edelmetall. Zumindest für Fans des sympathischen Sängers, der mit „50“ auch gleich noch seinen 70. Geburtstag feiern – und dabei kein bisschen leise bleiben darf. Wir gratulieren.

5 Seconds of Summer

5S0S5

Von hinten wie von vorne gilt im Fall der australischen Pop-Rock-Überflieger: „5SOS5“ ist das fünfte Album von 5 Seconds of Summer. Und damit ein kleines Jubiläum, das so ein Palindrom durchaus verdient hat. Seit der Veröffentlichung von „Calm“ im Frühjahr 2020 hat das Quartett um Luke Hemings am neuen Material arbeiten können. Kein Wunder: Zum Touren gab es seither auch nicht wirklich viel Gelegenheit. Vielleicht ist das Songmaterial auch deshalb etwas introvertierter als auf den vier Vorgängern. 13 der 14 neuen Songs stammen aus der Feder der Jungs selbst, die damit stärker denn je für das einstehen, was sie auf ihrem bislang vielleicht besten Album abliefern. Respekt.

5 Seconds of Summer

Eloy

Lass das Leben Musik sein

Eloy

Mit seinem zweiten Leben als Schlagerstar hat Ex-Caught-In-The-Act-Star Eloy de Jong endlich zu sich selbst und zur Musik gefunden. Auch wenn der Niederländer das auf Deutsch artikuliert – im Schlager braucht es für Herzensangelegenheiten ja nicht unbedingt viele Worte. Nach „Kopf aus – Herz an“ (2018) und „Auf das Leben – fertig – los!“ bleibt er dafür seinem Zweijahresrhythmus treu und lässt das Leben auf Album Nummer drei Musik sein. Darauf gibt es mehr vom gut gelaunten Schlagerpop des sympathischen Niederländers, der hofft, seine Fans auch endlich wieder live beglücken zu dürfen. Denn auch das gehört zum Musikerleben dazu: Der unmittelbare Kontakt zu seinem Publikum.

Universal, Warner und Sony

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