Vielschichtiger könnte unsere Musikauswahl für die vorweihnachtliche Herbst- bzw. Winterzeit kaum sein. Denn neben den düster tröstenden Klängen von The Cure und dem im Vergleich fast schon unverschämt gut gelaunten Pop der Disco-Ikonen von ABBA gibt es viel Raum für Kontemplation auf der einen (Gregorian, The Ten Tenors) und für die Familie (die Garfunkels, Helene mit ihren Kinderliedern) auf der anderen Seite. Und das noch bevor ab Dezember zahlreiche Weihnachtsalben um unsere Aufmerksamkeit buhlen. Wir sagen es mal so: Nutzen Sie die Zeit! Die nächste Weihnachtsbäckerei kommt bestimmt. Viel Spaß!
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• The Cure
• ABBA
• Helene Fischer
• Garfunkel & Garfunkel
• The Ten Tenors
• Gregorian
Songs Of A Lost World
Kann es etwas Schöneres geben, als mit einem neuen The-Cure-Album in die dunklen Herbst- und Winterstunden zu starten? Wohl kaum! Zumal die düsteren Klänge der britischen Wave-Ikonen selten so viel tröstende Kraft entwickelt haben wie hier. Das durfte man sich auch erhoffen. Schließlich ließen die „Songs Of A Lost World“ rund 16 Jahre auf sich warten. So lange, dass ihre Veröffentlichung schon zu einer Art Running Gag unter Cure-Jüngern geworden ist. Wobei man zu Witzen bei Robert Smith und Co. ja generell eher nicht aufgelegt ist. Dafür zu elegisch langen Opening Tracks wie „Alone“, zu wabernden Gitarren- und Synthiewänden und zu einem Sound, der diesmal fast schon an die Blütezeit der seligen Cocteau Twins denken lässt. Kurz: Wer sich noch keine Trost spendende Heizdecke für den Winter gekauft hat, der darf hier gerne zuschlagen. Das Warten hat sich wirklich gelohnt.
Es gab sie schon einmal, diese „The Singles“. Aber das war vor mehr als 40 Jahren, als man mit der Zusammenstellung „The First Ten Years“ bereits zahlreichen ABBA-Singles huldigte. Weil das schon eine Weile her und unter anderem mit „Voyage“ ja inzwischen neues Material erschienen ist, gibt es „ABBA – The Singles“ nun erneut. Diesmal mit dem Zusatz „The First Fifty Years“, die sage und schreibe 38 ABBA-Singles umfassen. Alles also von „Waterloo“ über „Mamma Mia“ bis hin zu „Money, Money, Money“ und „Gimme Gimme Gimme“. Womit auch schon das Motto für ABBA-Fans umrissen sein dürfte. Weil zusätzlich nämlich umfangreiche Liner Notes und unveröffentlichte Bilder die Veröffentlichung begleiten, heißt es mit Sicherheit: Shut up and take our Money, Money, Money und Gimme Gimme Gimme diese sagenhafte Best-of-Zusammenstellung.
Das Timing ist perfekt: Mit einem gerade mal dreijährigen Kind zu Hause und viel Spaß am Muttersein hat Helene Fischer endlich Zeit für ein Herzensprojekt gefunden: eine Sammlung der schönsten Kinderlieder. Gelegenheit, sich mit der Materie genauer zu befassen, gab es in den vergangenen drei Jahren mit Sicherheit genug. So viel offensichtlich, dass es mit nur einer Veröffentlichung nicht getan ist. Gleich mehrere Folgen soll die Reihe umfassen, die zunächst 25 Neuaufnahmen einiger der größten Kinderliedklassiker enthält: von „Hoppe, hoppe Reiter“ und „Weißt Du wieviel Sternlein stehen“ über „Wenn Du fröhlich bist“ bis hin zu „Wie schön, dass Du geboren bist“. Übrigens war Helene dabei nicht allein zugange. Aufgenommen hat sie das Album gemeinsam mit den Kindern der Elbkinder Grundschule in Hamburg, den Blankenäschen. Die haben Helene schon 2015 „In der Weihnachtsbäckerei“ stimmlich ausgeholfen. Und dürfen Mama Fischer nun auch bei der Verwirklichung ihres Herzenswunsches unterstützen.
Ohne Paul Simon, dafür mit Sohnemann Art Jr. widmet sich der legendäre Art Garfunkel nicht nur dem American Songbook, sondern auch einigen der größten Hits der 1970er- und 1980er-Jahre – angefangen mit Cindy Laupers „Time After Time“, das mit seiner melancholischen Grundstimmung den Ton für diese Vater-Sohn-Reunion vorgibt. Art & Art bzw. Garfunkel & Garfunkel, das bedeutet natürlich auch zwei ganz unterschiedliche Generationen an Musikerfahrung bzw. -verständnis. Wobei der Senior unumwunden zugibt, seinen Sohn für einen besseren Sänger zu halten. Aber besser und schlechter, das sind Kategorien, die bei dieser Familien-Reunion nicht gelten sollen. Hier zählen die geschmackvolle Songauswahl und die üppigen Arrangements, die „Father and Son“ zu einer schönen Ergänzung für Fans beider Generationen machen dürfte.
Auf unfassbare 30 Jahre bringen es die australischen Rockstars der Oper mittlerweile. Und wenn man in ihre Gesichter blickt, dann dürfte klar sein, dass nicht alle von ihnen von Beginn an dabei waren. Aber wechselnde Besetzung hin, großartige Stimmen her. Ihr Rezept ist das Gleiche geblieben: schmissige Interpretationen der größten Hits aus Opern- und Musikgeschichte von „Nessun dorma“ bis hin zu „Bohemian Rhapsody“. Und weil das Original das runde Jubiläum auch zu feiern gedenkt, gibt es „Das Beste aus 30 Jahren“ jetzt nicht nur auf Tonträger zum Zu-Hause-Hören, die zehn Tenöre begeben sich nach zehnjähriger Pause auch wieder auf deutsche Konzertbühnen. Die „Welcome Back Tour“ dürfte im Januar und Februar einer der Höhepunkte im Rahmen ihrer Welttournee sein.
Was für die zehn Tenöre gilt, das trifft auch auf die singenden Mönche bzw. Mönchskuttenträger zu: Runde Jubiläen wollen gefeiert werden. Im Fall der „Masters of Chant“, Gregorian, sind es nun auch schon 25 Jahre, dass sie die Welt bzw. ihre Fans mit spirituell erhebenden und miteinander harmonisierenden Gesängen beglücken. Und auch hier lässt man es nicht mit einer großen Jubiläumstour 2025 bewenden, man begleitet das Ganze ebenso durch eine umfangreiche Best-of-Veröffentlichung, die – der Titel sagt es – das Beste aus 25 Jahren bietet: von den durchaus bescheidenen Anfängen 1989 bis hin zu den „Pure Chants“, die Gregorian jüngst rund um den Erdball führten. Wir sagen es mal so: Wem der Sinn nach etwas Kontemplation in stillen Wintermonaten steht, der darf sich diese Jubiläumsveröffentlichung durchaus zu Gemüte führen.