Kurz bevor der Osterhase uns Ende März die ein oder andere Überraschung in die Nester packt, erwacht auch die nationale und internationale Musiklandschaft so langsam aus ihrem Winterschlaf. Und das bedeutet, dass neben der lokalen Schlager- und Volksmusikszene auch die (zum Teil bereits altehrwürdige) internationale Pop- und Rockprominenz wieder in die Tonstudios gefunden hat, um nach teils jahrelanger Pause mit neuem Material zu begeistern. Aber ob die Black Crowes, Sheryl Crow und Pop-Superstar Ariana Grande oder singender Holländer und Maite Kelly – gemeinsam ist allen die Liebe zur Musik. Und das richtige (Frühlings-)Gefühl für den Aufbruch, den man besser getimt gar nicht artikulieren könnte als zum offiziellen Erwachen der Natur.
Als Henk Damen hat er es fast in die erste niederländische Fußballliga gebracht, bevor er mit 18 Jahren den Traum vom Profifußballer aufgab und sich als Henk van Daam stattdessen in die Herzen niederländischer und deutscher Schlagerfans sang; in seiner Heimat seit mehr als 20 Jahren, auf dem deutschen Markt erstmals mit seinem Best-of-Album von 2021. Nach „Alle unsere Träume“ (2022) meldet sich der sympathische Holländer nun mit „Du liegst mir im Herzen“ (richtig gelesen!) zurück. Und bevor wir uns fragen können, ob der Titel so gewollt oder aber einem charmanten Übersetzungsfehler geschuldet ist, hat er sich schon wieder in die Herzen seiner wachsenden Fangemeinde gesungen. Mit Klassikern wie „Unchained Melody“, „La Paloma“ und „Ein bisschen Frieden“ genauso wie mit dem Titelsong und weiteren Melodien „Für alle Frauen dieser Welt“.
Einen „Liebesbrief an den Rock ’n’ Roll“ hat Sänger Chris Robinson diese „Happiness Bastards“ genannt. Und wahrscheinlich meint er mit dem Titel auch seinen Bruder Rich und sich selbst. Schließlich konnten sie nach zwischenzeitlicher Auflösung ihrer legendären Black Crowes 2019 – kurz vor dem 30. Geburtstag ihres Albumdebüts „Shake Your Money Maker“ – ihre Reunion bekannt geben. Nicht zuletzt wegen Corona hat es zwar noch ein wenig gedauert, aber jetzt ist er da: der erste Black-Crowes-Longplayer seit sage und schreibe 15 Jahren. Auf dem präsentieren sich die beiden Brüder rootsrockig und retroselig wie eh und je, bereichert noch durch die jahrelange Tour-Erfahrung und das gemeinsame Songwriting, von dem sie sich niemals wirklich verabschiedet haben. Was sollen wir sagen: Es ist, als wären sie nie weg gewesen …
Ariana Grande trägt ihren Nachnamen zu Recht! Sie ist trotz ihrer nur 1,54 Meter tatsächlich Ariana, die Große. Ein Superstar, dem die Schauspielkarriere bei einem Kindersender nicht genug und ein Nummer-eins-Album längst nicht ausreichend war. Mit gerade mal 30 Jahren blickt sie auf fünf Nummer-eins-Alben in den US-Billboard-Charts zurück, auf einen Grammy (für „Sweetener“) und auf zwei Platzierungen in den Listen der einflussreichsten Personen bei Time Magazine und Forbes. Ganz zu schweigen davon, dass sie laut Spotify die meistgestreamte Künstlerin der 2010er-Jahre ist. Daran kann sie – kurz vor ihrem Kinoauftritt in der Verfilmung des „Wicked“-Musicals – jetzt anknüpfen. „Auch „Eternal Sunshine“ gibt sich vom Film inspiriert (vom Gondry-Klassiker „Eternal Sunshine of the Spotless Mind“) und zeigt den Pop-Superstar selbstbewusster denn je. Denn nicht nur „Yes, and?“ unterstreicht ganz deutlich, dass in Sachen Karriereplanung nur eine das Sagen hat: sie selbst!
Das kam für viele überraschend. Schließlich hatte Sheryl Crow nach Veröffentlichung ihres letzten Albums „Threads“ eigentlich zu Protokoll gegeben, nun keinen Sinn mehr in weiteren Musikaufnahmen zu sehen. Zumindest das musikalische Kapitel im Leben der mehrfachen Grammy-Preisträgerin schien auserzählt. Bis sie das wiedergefunden hat, was wohl schon für „All I Wanna Do“ vor ziemlich genau 30 Jahren den Ausschlag gab: eine tief in sich verwurzelte Liebe zur Musik. Insofern markiert diese „Evolution“ auch eine Art Rückkehr zu sich (und in sich) selbst, wie die Sängerin bekennt. Das Album sei aus absoluter Ruhe und der Tiefe ihrer Seele heraus entstanden. Eine Tiefe, die man dem (ihr Weihnachtsalbum eingerechnet) zwölften Studioalbum auch anhören kann. Als hätte es noch eines Beweises bedurft, dass sie in die Rock & Roll Hall of Fame gehört, in die sie Ende letzten Jahres aufgenommen wurde.
Diese Frau braucht keinen Mann, sie braucht vor allem zweierlei: ganz viel Liebe und ganz viel Musik. Beides verbindet sie – ein Jahr nach ihrem ersten Best-of und drei Jahre nach ihrem Nummer-eins-Album „Hello!“ – jetzt auf „Nur Liebe“, auf dem es von kindlicher Zuneigung („Flieg mit mir (Püttchen-Song)“, inspiriert von ihrer Kinderbuchreihe) bis zur großen und erwachsenen Herz-und-Schmerz-Emotion um die Liebe in all ihren Facetten geht. Und damit daran kein Zweifel besteht, findet sich das größte aller Gefühle auch in zahlreichen Songtiteln wie dem Titelsong, „Die Liebe hat ihren Plan“, „Mit Liebe geht das“ und „Wer lieben will, muss fühlen“ wieder. Ganz zu schweigen davon, dass Maite Kelly diese Liebe auch in die Produktion ihres Albums gesteckt hat. Und viel Liebe werden ihre Fans ganz sicher auch dem neuesten Kelly-Werk entgegenbringen.