Unsere brandaktuellen DVD-Kritiken
Unsere DVD Tipp4U für den September
Die vergangenen Monate haben wir – trotz teils schönem Wetter – damit zugebracht, unser Kinodefizit ein wenig auszugleichen. Trotzdem: Etliche Filme, die eigentlich die große Leinwand verdient hätten, sind ohne Umwege direkt auf dem Weg ins Heimkino gewandert. Ein paar davon stellen wir Ihnen für den herbstlichen Filmabend hier vor. Zusammen mit der vielfach preisgekrönten Oscar-Perle „Nomadland“, dem Pixar-Geniestreich „Luca“ und Klassikern wie „Lord of War“ mit Nicolas Cage, der nun endlich im schicken Mediabook auf seine Wiederentdeckung wartet. Für welches Film-Highlight entscheiden Sie sich?
Inhalt der Seite:
Lord of War
Händler des Todes
Über 15 Jahre hat diese actionreiche Satire auf das internationale Waffengeschäft bereits auf dem Buckel. Und noch immer wirkt Andrew Niccols „Lord of War“ absolut zeitgemäß. Das liegt nicht nur daran, dass Capelight den Film jetzt im schicken Ultra-HD- und Blu-ray-Mediabook neu auflegt hat, sondern auch daran, dass das schmutzige Geschäft mit Massenvernichtungswaffen leider immer noch zum globalisierten „Alltag“ gehört. In einer seiner stärksten Rollen darf Nicolas Cage hier einen sowjetischen Flüchtling spielen, der von amerikanischem Boden aus ganz groß ins internationale Waffengeschäft einsteigt. Unterstützt von seinem Bruder (Jared Leto) und gejagt von einem Interpol-Agenten (Ethan Hawke), der alles daransetzt, die Machenschaften des Brüderpaares zu stoppen.
The Ex
Nachrichten aus dem Jenseits
Insbesondere Anbieter wie Capelight haben es früh erkannt: Der russische Filmmarkt mag nicht über zugkräftige Hollywoodstars verfügen, sehr wohl aber über die Fähigkeit, Genrekino auf Augenhöhe mit dem ehemaligen „Klassenfeind“ zu machen. Und zwar nicht nur im Special-Effects-lastigen Blockbusterbereich, sondern auch in Sachen Crime, Horror und Suspense. In die letzten Kategorien fällt auch „The Ex“, in dem die junge Unternehmerin Katja nach ihrer Verlobung mit Sascha glücklicher eigentlich gar nicht sein könnte. Wären da nicht die Nachrichten von dessen Ex-Freundin auf dessen Handy, die das junge Glück zu trüben beginnen. Das Problem: Die junge Frau hat sich kürzlich das Leben genommen, die Botschaften scheinen also aus dem Jenseits zu kommen.
Flashback
Visionen von Gestern
So generisch der Titel dieses unglaublich packenden Mystery-Thrillers, so ungewöhnlich ist dessen Geschichte, die uns am ehesten an Genreperlen wie „The Butterfly Effect“ erinnert hat. Dylan O’Brien („Die Auserwählten im Labyrinth“) spielt hier einen jungen Mann, der plötzlich von merkwürdigen Flashbacks heimgesucht wird, die er nicht wirklich zuordnen kann. Sowohl die Erinnerungsfetzen als auch ein merkwürdiger Obdachloser scheinen in Verbindung zu seiner Highschool-Jugend zu stehen, in der er mit der experimentellen Droge Mercury in Kontakt gekommen ist. Deren Auswirkungen auf sein späteres (und früheres) Leben werden erst nach und nach offenbar. Und sie haben viel mit unserer Wahrnehmung von Zeit zu tun. Die im Verlauf des weiteren Films zunehmend erschüttert wird. Mit ziemlich eindrucksvollem Ergebnis.
Tschernobyl 1986
Die russische Sicht
Vor rund zwei Jahren hat uns die in jeder Hinsicht eindrucksvolle und vielfach preisgekrönte Serie „Chernobyl“ detailreich vor Augen geführt, wie dramatisch die Reaktorkatastrophe im Jahr 1986 wirklich war. In all ihren Konsequenzen nicht nur für die unmittelbar Betroffenen, sondern auch für den Rest der Welt, die dank der mangelhaften Kommunikation auf russischer Seite nur äußerst knapp an einer noch größeren Katastrophe vorbeigeschrammt ist. Das sieht der russische Propaganda-Apparat vollkommen anders. Weshalb man die Dinge mit einer eigenen Produktion nun richtigzustellen versucht. Der gelingt es auf eindrucksvolle Art, den heldenhaften Kampf gegen die Kernschmelze zu schildern, aber eben auch, das russische Versagen weitestgehend unter den Teppich zu kehren. Wer sich daran nicht stört, der erlebt ein packendes Katastrophenszenario.
Luca
Der kleine Meerjungmann
Luca ist ein Unterwassermonster, das in den 1960er-Jahren mit seinen Eltern vor der italienischen Küste haust. Bis er in Alberto einen neuen besten Freund – und das Abenteuer seines Lebens findet. Denn Alberto lebt überwiegend an Land, wo er sich – wie Luca auch – in einen kleinen Jungen verwandelt. In aller Heimlichkeit schließt sich Luca ihm an, getragen von der wunderbaren Cinque-Terre-Stimmung und Dorf-Romantik genauso, wie vom Wunsch, bald eine eigene Vespa zu besitzen. Um diesem Ziel näherzukommen, schließen sie sich der jungen Giulia an, die einen jährlich stattfindenden Schwimm- und Fahrradwettkampf für sich zu entscheiden hofft. Dabei knüpfen die drei Außenseiter nicht nur unverbrüchliche freundschaftliche Bande, sie riskieren auch, die wahre Identität Lucas und Albertos preiszugeben.
Nomadland
The real American Way of Life
Kurz bevor sie sich mit Marvels „Eternals“ für allerhöchste Blockbusterehren empfehlen wird, hat die gebürtige Chinesin Chloé Zhao mal eben die Oscars auf den Kopf gestellt. Bei einer denkwürdigen Veranstaltung, auf der ihr bereits in Venedig ausgezeichneter Film „Nomadland“ Preise für die beste Regie, den besten Film und die beste Hauptdarstellerin Frances McDormand erhalten hat. Die spielt hier eine 60-jährige Witwe, die nach dem wirtschaftlichen Ende eines Bergbaustädtchen in den USA alles verloren hat. In einem weißen Van wird sie zur Nomadin, die ziellos durch die USA reist und im „Nomadland“ das Leben im anderen Amerika kennenlernt. Bei aller Tristesse hat der hier erfahrene Zusammenhalt eine heilende Wirkung auf die eigentlich gebrochene Frau.
Son Of The South
We Have A Dream …
Einen interessanten Blickwinkel zur schwarzen Bürgerrechtsbewegung der 1960er-Jahre nimmt „Son Of The South“ ein, der von Spike Lee produziert und von dessen Regiezögling Barry Alexander Brown inszeniert wurde: Nämlich den des weißen Oberschichts-Knaben Bob (Lucas Till), dessen Großvater ein berüchtigtes Ku-Klux-Klan-Mitglied war und der in einem Klima des Hasses groß geworden ist. Anfang der 1960er-Jahre schließt er sich als Student der schwarzen Bürgerrechtsbewegung an. Sehr zum Missfallen von Teilen seiner Familie und der amerikanischen Gesellschaft. Als es zu zunehmend gewaltsamen Ausschreitungen kommt, muss sich Bob deshalb entscheiden. Basierend auf der wahren Geschichte von Bob Zellner entwirft „Son Of The South“ so ein packendes und erschütterndes Zeitporträt, das Julia Ormond, Cedric The Entertainer und Brian Dennehy (in seiner letzten Rolle) auch in den Nebenrollen stark besetzt ist.