Wir schauen ja grundsätzlich jeden Film begeistert, in dem auch nur ein Schnipsel des dänischen Ausnahme-Mimen Mads Mikkelsen zu sehen ist. Und selbstverständlich ist er auch in „King’s Land“ einer der Hauptgründe dafür, sich über zwei Stunden in der dänischen Einöde des mittleren 18. Jahrhunderts zu verlieren. Die anderen beiden Gründe sind – neben der kargen Landschaft und der sehenswerten Ausstattung – Regisseur Nikolaj Arcel („Die Königin und der Leibarzt“) und Drehbuchautor Anders Thomas Jensen („Adams Äpfel“, „Helden der Wahrscheinlichkeit“), die beide schon mehrmals erfolgreich mit Mikkelsen zusammenarbeiten durften. Der spielt hier den ehemaligen Soldaten Ludvig Kahlen, der 1755 dem Ruf seines Königs Frederik nachkommt, die wilde Heide Jütlands zu erschließen und zu kultivieren. Leider erweist sich das „gelobte Land“ als widerspenstig, der Aufbau einer Existenz als gefährlich. Für Mikkelsen reichlich Gelegenheit, im skandinavischen „Western“ Überlebensskills zu zeigen.
Ein Gespenst ging um in unseren Kinos. Das Gespenst des wohl furchterregendsten Horrorfilms des vergangenen Jahres. Und es trug die entstellte Fratze von Nicolas Cage. Der verirrt sich zwischen zwei, drei Glanzleistungen aktuell zwar immer mal wieder in ein minderwertiges B-Movie, diesen Fehler hat er bei „Longlegs“ aber nicht begangen. Hier spielt er den titelgebenden Serienkiller, dem es auf unerklärliche Weise gelungen ist, über Jahrzehnte hinweg Väter dazu zu bringen, ihre Familien zu ermorden. Ihm auf der Spur ist die übersinnlich begabte FBI-Agentin Lee Harker (Maika Monroe), die in bester „Das Schweigen der Lämmer“-Manier auf den Killer „eingetunt“ zu sein scheint. Kurz: Zwischen den beiden scheint es eine Verbindung zu geben, deren Auswirkungen immer deutlicher zutage treten. Bis hin zum in jeder Hinsicht schockierenden Finale.
Während ihr echter Gatte Ryan Reynolds praktisch zeitgleich als Deadpool für brutale und brutal lustige Unterhaltung sorgt, liefert Blake Lively das höchstdramatische und sehr viel schmerzhaftere Gegenprogramm. „Nur noch ein einziges Mal“ basiert auf einer Vorlage der wie so oft in solchen Fällen ziemlich „konservativ“ gestrickten Weltbestsellerautorin Colleen Hoover, bei der die Rollen zwischen Männern und Frauen ziemlich klar verteilt sind. Nur dass man im Fall von „Nur noch ein einziges Mal“ ziemlich bald weiß, wohin die Reise geht für die arme Lily (Blake Lively): in die offene Gewalt in einer Beziehung, die ihr Partner Ryle auf diese Weise schließlich zerstört. Die folgenden 90 Minuten gehören allerdings ihrer aufkeimenden großen Liebe, in die sich nur langsam der Schrecken häuslicher Gewalt einschleicht. Bis eben zum bitteren Schluss, der – so viel sei verraten – in ein tränenreiches Happy End münden darf. Anders als es das wirkliche Leben in solchen Fällen oft bereithält …
Fans von großen weißen Haien kennen das wahrscheinlich. Man cruist nichtsahnend mit ein paar Freundinnen im offenen Meer herum, wobei sich eine von ihnen schwer verletzt und mit ihrem Blut einen Haufen Haie anlockt. Kein Problem, weil man ja im sicheren Boot sitzt. Denkste! Das schlägt nach einer Kollision nämlich Leck und beginnt zu sinken. Was im Kontext von zu viel Blut und zu wenig Rettungswesten natürlich nicht so gut ist. Das Ende vom Lied und der Beginn eines ziemlich nervenaufreibenden Hai-Thrillers: Die Biester beginnen, das Grüppchen stückweise (pardon!) zu dezimieren. Wie gesagt: Man kennt das. Nicht zuletzt von erfolgreichem Hai-Horror wie „Open Water“ und „The Shallows“. Spannend ist das trotzdem. Und so richtig Lust, danach im offenen Meer baden zu gehen, hat man auch nicht mehr. Die Badewanne tut’s auch!
Viel zu selten gibt es ungewöhnliche Thriller wie diesen, Stoffe, die zugleich schockieren, begeistern und Cineasten das Herz übergehen lassen. „Love Lies Bleeding“ ist so ein Film. Ein Festivalhit (Sundance) zuerst, dessen Trailer und Qualitäten sich in Windeseile verbreiteten, insbesondere weil Ex-„Twilight“-Prinzessin Kristen Stewart und Edel-Mime Ed Harris hier in ganz ungewöhnlichen Rollen zu sehen sind. Die selbst in einer homosexuellen Beziehung lebende Stewart mimt hier Lou, die Managerin eines Fitnessstudios, die sich Ende der 1980er-Jahre in eine obdachlose junge Bodybuilderin verliebt. Die wiederum findet Anstellung bei Lous kriminellem Vater (Ed Harris), was ebenso dramatische Folgen hat wie ein One-Night-Stand mit Lous Schwager JJ (Dave Franco). Auf einem Bodybuilding-Wettbewerb in Las Vegas spitzt sich die Situation schließlich dramatisch zu …
Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Beste, was es gibt auf der Welt. Was aber, wenn besagter „Freund“ eigentlich nichts von einem wissen will. Oder sogar tot ist. Wie Logan (Hugh Jackman), dessen Wolverine in seinem letzten Soloabenteuer eigentlich von uns gegangen ist. Vollkommen egal, findet Wade Wilson (Ryan Reynolds) aka Deadpool aka der Killer mit der großen Klappe. Er braucht sein Vorbild, um seine Zeitlinie vor der Auslöschung zu bewahren. Weswegen er Himmel und Hölle (und einige andere Wolverines) in Bewegung setzt, um zwischen den Zeitlinien einen Logan zu finden, der ihm tatsächlich bei der Rettung behilflich ist. Um im daraus resultierenden Gemetzel den Überblick zu bewahren, hilft es, „Loki“ gesehen und die Irrungen und Wirrungen rund um die „Time Variance Authority“ verstanden zu haben. Aber auch ohne dieses Verständnis macht dieser Antihelden-Clash mächtig Spaß. Insbesondere dann, wenn auf dem Abstellgleis der Geschichte plötzlich ikonische Marvel-Heldinnen und -Helden aus der Versenkung auftauchen. Ein irrer und irre brutaler Spaß.
Das Problem mit aufwendigen Fantasy-Vehikeln wie diesem „Game of Thrones“-Ableger ist das irritierend große Figurenarsenal, mit dem hier hantiert wird. Vor allem dann, wenn zwischen zwei Staffeln gut zwei Jahre ins Land ziehen und man längst schon wieder vergessen hat, wer wessen Bruder getötet und wer welchen Ehemann mit welchem Leibwächter betrogen hat. Und überhaupt: Wie war das noch mal mit den Drachen? Das Gute an Vehikeln wie diesem? Es ist eigentlich vollkommen egal, weil man sofort wieder eintaucht in diese mythenumrankte Welt, weil man sich nach und nach zu erinnern beginnt und Fäden verknüpft, die das erzählerische Gewand immer stärker zum Leuchten bringen. Im Mittelpunkt: der andauernde Erbfolgekrieg bei den Targaryens rund um Prinz Daemon und Rhaenyra auf der einen Seite und bei den Söhnen ihrer einst besten Freundin Alicent auf der anderen Seite. Kriegsentscheidend wird, wer die meisten Drachen befehligen kann. Dazu gibt es einige Schlachten, die sämtliche „GoT“-Herzen höherschlagen werden lassen.