Unsere brandaktuellen DVD-Kritiken Unsere DVD Tipp4U für den November
Der Winter naht unaufhörlich, die Tage werden kürzer, und unser Bedürfnis nach wärmender Kaminfeuer-Unterhaltung immer größer. Ein Glück, dass so kurz vor Weihnachten nicht nur ehemalige und künftige Weihnachtsklassiker veröffentlich werden, sondern auch der ein oder andere Sommer-Blockbuster. Und wem wird nicht warm ums Herz – oder gar heiß – wenn ihm Tom Cruise als „Maverick“ das Adrenalin durch die Adern jagt. Oder sich vermeintlich eiskalte Killer über „Thomas, die kleine Lokomotive“ unterhalten und definieren. Ebenfalls im Angebot: Ein visuell aufregender Trip in die 1950er und ein Blick auf unsere liebsten Mittfünfziger. Es gibt doch nichts schöneres, als sich gemeinsam vor dem heimischen Fernseher aufwärmen zu dürfen…
Don’t Worry Darling
Ein Paradies für Männer?
So muss es wohl aussehen, das Paradies, das ewig gestrige Mannsbilder sich wünschen. Irgendwo in der staubigen Wüste, ausgestattet mit schicken 1950er-Jahre-Automobilen und mit lauter attraktiven Ehefrauen, die nichts Besseres zu tun haben, als zu Hause auf ihre Männer zu warten, sie zu bekochen und gegebenenfalls noch zu beglücken. Dachte sich auch Regisseurin Olivia Wilde, die genau dieses Szenario für ihren zweiten Film „Don’t Worry Darling“ ausgesucht hat. Ein Szenario wohlgemerkt, das schwer an die „Truman Show“ und „Pleasantville“ denken lässt und bei dem natürlich längst nicht alles so ist wie es scheint. Denn nicht nur in der vermeintlichen Musterehe von Jack (Harry Styles) und Alice (Florence Pough) beginnt es zu kriseln, während Oberguru Frank (Chris Pine) Erinnerungen an den „Fight Club“ weckt. In seiner berechtigten Patriarchatskritik etwas arg holzhammermäßig, als toll besetzter Mystery-Thriller spannend.
Bullet Train
Es führt ein Zug nach Nirgendwo
Wer geglaubt hat, ein Trip mit dem Neun-Euro-Ticket am Wochenende sei stressig gewesen, der ist noch nicht mit dem „Bullet Train“ gefahren. So wie Brad Pitt, der hier herrlich in sich ruhend einen Profikiller gibt, der in unbekanntem Auftrag (und in Vertretung) lediglich einen Aktenkoffer voller Geld stehlen soll. Blöd nur, dass ein Haufen Killerinnen und Killer aus ganz unterschiedlichen (und letztlich miteinander verknüpften) Gründen ebenfalls an Bord sind und den Trip zum mörderischen (und mörderisch lustigen) Actionfeuerwerk werden lassen. Dem hat man vorgeworfen, sich ein wenig zu sehr bei Tarantino und Guy Ritchie zu bedienen? Wir sagen: ES gibt schlechtere Vorbilder! Mit der Verfilmung eines japanischen Bestsellers und Top-Stars wie Pitt, Michael Shannon, dem tollen Aaron Taylor-Johnson und Sandra Bullock macht John Wick-Regisseur David Leitch (fast) alles richtig.
And Just Like That - Staffel 1
Sex & die Wechseljahre
Was hat die Frauen- und – seien wir ehrlich – auch Männerwelt nicht gewartet auf die Rückkehr von Carrie Bradshaw (Sarah Jessica Parker) und ihren Freundinnen. Würde „Sex & The City“ immer noch so aufregend sein, wie vor über 20 Jahren, als die hedonistische Freundinnenclique zu Vorbildern einer ganzen Generation geworden war? Die kurze Antwort muss lauten: Nein! Schließlich haben sie mittlerweile die 50 hinter sich gelassen, leben (meist) in festen Beziehungen und haben Probleme wie viele andere Frauen auch. Tatsächlich gibt eher ein wirklich dramatisches Ereignis den Ton an für die neue Staffel, die zur Selbstfindungsreise für die natürlich immer noch ziemlich hippen New Yorkerinnen wird. Ein wenig mehr Leichtigkeit im Umgang mit den Lebenskrisen hätte der Serie aber gut getan…
Top Gun - Maverick
Er fürchtet weder Alter noch Klischée
Über 35 Jahre ist es jetzt her, dass weder Tom Cruise noch Val Kilmer Tod und Teufel fürchteten und sich in atemberaubende Luftgefechte stürzten. Und trotzdem sieht Tom Cruise aus, als wäre er in der Zwischenzeit lediglich Zigaretten holen gegangen. Das gilt auch für die Handlung von „Top Gun: Maverick“, die sich gar nicht bemüht, uns irgend etwas Neues erzählen zu wollen. Egal! Hier geht es um Classic-Rock der Achtziger, um schnelle Motorräder, gestählte Oberkörper und Beachvolleyball-Erotik, um Zusammenhalt und natürlich die Rettung der Welt. Vor wem? Eigentlich egal, solange todesmutige Kerle sich die atemberaubendsten Luftgefechte seit – nun ja – „Top Gun“ liefern dürfen. Das geht storytechnisch auf einen Bierdeckel aber ist ein handwerklich unglaublich gut gemachter Thrill-Ride durch die Lüfte.
Drei Haselnüsse für Aschenbrödel
Weihnachtsklassiker neu aufgelegt
Gibt es einen schöneren Weihnachtszeit-Klassiker als die tschechische Adaption des „Aschenputtel“-Märchens? Wahrscheinlich nicht! Generationen von Kindern haben sich jedes Jahr auf’s Neue in Libuše Šafránková verliebt. Das hat ein norwegisches Filmteam nicht davon abgehalten, für eine ebenfalls sehr stimmungsvolle, toll ausgestattete und nur leicht modernisierte Fassung von „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ Popsternchen Astrid Smeplass in die Hautrolle zu stecken. Die darf sich nun nicht nur mit bösen Stiefmüttern- und schwestern herumschlagen, sondern irgendwann auch noch Schuhe anprobieren. Das Beste: In der 4K-Mediabook-Edition gibt’s das Original auf Blu-ray obendrauf.
The Survivor
Wie ein wilder Stier
„Wie ein wilder Stier“ war Robert de Niro als Jake la Motta. Und fast ebenso eindrucksvoll ist Ben Foster in der Rolle des historisch verbürgten Box-Champions Harry Haft, der sich nach dem zweiten Weltkrieg nur mühsam mit Boxkämpfen in New York über Wasser hält. Gleichzeitig sucht er nach seiner großen Jugendliebe Leah, von der er hofft, dass sie wie er selbst den Holocaust überlebt hat. Während er sich für den Kampf gegen den großen Rocky Marciano vorbereitet, bekommt er die Gelegenheit für ein Interview. Auf dem er erzählt, wie er dank seiner Fähigkeiten in Auschwitz überleben konnte. Das Ergebnis ist ein hochklassiges, erschütterndes und toll gespieltes Drama, in dem nicht so sehr der Boxsport im Mittelpunkt steht als allgemeingültige Fragen von Schuld und Sühne. Fast schon eine Schande eigentlich, dass „The Survivor“ nur unter „ferner liefen“ bei uns im Kino zu sehen war…
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