Der Mai ist gekommen, die Blüten schlagen aus. Und einige Heldinnen und Helden unserer monatlichen Filmauswahl tun es ihnen gleich. Aber nicht nur ein Mädchen namens „Wednesday“ und eine Auftragskillerin wie die „Milady“ wissen, wie man sich erfolgreich gegen allerhand Ungemach zur Wehr setzt. Auch die „Mean Girls“ können kräftig zulangen. Und trotzdem genug Raum für andere musikalische Exkursionen in die späten 1980er-Jahre oder den ein oder anderen unheimlichen philosophisch-physikalischen Exkurs lassen. Sie sehen: Wir treiben es mindestens so bunt wie eine knallbunte Blumenwiese. Auf der wir Sie auch heuer wieder zum filmischen Picknick einladen wollen. Viel Spaß!
Kleiner Tipp vorneweg: Wer die ganze Tragik der zwei Pop-Daedali in ihrer ganzen „Schönheit“ erleben will, der sollte auf die Originaltonspur wechseln. Rob Pilatus und Fabrice Morvan haben in den späten 1980er-Jahren nämlich vergleichsweise bescheidenes Englisch gesprochen, was ihren internationalen Senkrechtstart inklusive dialektgefärbter Interviews um so unwahrscheinlicher werden lässt. Und auch Matthias Schweighöfer ist als weltbekannter Provinz-Produzent Frank Farian eine echte Show. Tatsächlich ist es Simon Verhoeven gelungen, mit der Geschichte des großen Popschwindels um Milli Vanilli nicht nur ein ziemlich akkurates Bild der MTV-Ära in den späten 1980ern und frühen 1990ern zu zeichnen, er erzählt auch von Hybris, Schnelllebigkeit und Tragik im Popgeschäft. Und das mit genauso viel Respekt vor den Figuren wie mit einem Schmunzeln über den Popzirkus.
Ein Film, der wirkt, als hätte Hitchcock mit Einstein und Lynch über Schrödingers Katze gebrütet. „Die Theorie von Allem“ von Regisseur Timm Kröger ist vor allem eines: eine unglaublich chic aussehende Fingerübung in Schwarz-Weiß, über deren Inhalt so mancher in schiere Verzweiflung geraten könnte. Erzählt wird von einem Physikerkongress in den Schweizer Alpen, in dessen Kontext ein junger wissenschaftlicher Assistent seinen Verstand zu verlieren droht. Eine unheimliche Höhle in den Bergen, merkwürdige Wolkenformationen und Tote, die plötzlich wieder auferstehen: Das sind nur einige der Phänomene, vor deren Hintergrund wichtige Theoreme der Quantenphysik verhandelt werden. Nicht nur von den Physikern, sondern auch vom zunehmend in „Lost“-Gefilde abdriftenden Zuschauer. Schön!
Spukhäuser und verfluchte Anwesen kennen Horrorfilmliebhaber ja zur Genüge. Deshalb macht es auch keinen Sinn, uns das nächste geisterhafte Anwesen vor die Nasen zu setzen. Anders sieht es mit dem Swimmingpool aus. Der fällt im Regelfall eher nicht unter Dämonenverdacht. Weshalb Bryce McGuire mit seinem gleichnamigen Kurzfilm auch so viel Begeisterung auslöste, dass die Horrorspezialisten von Blumhouse ihm gleich einen Langfilm spendierten. Der basiert auf der Idee des gruseligen Gewässers, bedient sich reichlich bei unserer Angst vor dem tiefen und dunklen Nass und lässt Kurt-Sohn Wyatt Russell („Monarch: Legacy of Monsters“) als an MS erkrankter Ex-Baseballer Ray in den Bann des hauseigenen Swimmingpools geraten. Mit mörderischen und Jump-Scare-affinen Folgen. Den nächsten Sprung ins Wasser werden wir uns gut überlegen müssen …
Wenn einer organisiertes Verbrechen in Film und Serie aktuell beherrscht wie der Pate seine Untergebenen, dann ist das Stefano Sollima (Sohn des berüchtigten Italowestern- und Poliziotti-Regisseurs Sergio). Neben „Sicario 2“ hatte er unter anderem die gefeierten Serien „ZeroZeroZero“ und „Gomorrha“ mitzuverantworten. Außerdem den televisionären „Romanzo Criminale“ und den daraus hervorgehenden Spielfilm „Suburra“, dem nun mit „Adagio“ der Abschluss der sogenannten „trilogia criminale romana“ folgt. Im Mittelpunkt steht hier der erst 16-jährige Manuel, der sich nicht nur um seinen alten Vater kümmern, sondern aufgrund einer Erpressung auch noch kompromittierende Fotos schießen muss. Tatsächlich stellt sich heraus, dass ihn die Bilder zur Spielfigur einer großen Verschwörung werden lassen. Einer Spielfigur, die man von der Bildfläche verschwinden lassen will. Weshalb er zwei kriminelle ehemalige Kollegen seines Vaters um Schutz angehen muss …
Die tapferen Musketiere waren schon etliche Male Vorlage für abenteuerliche Kinospektakel. Und wie zuvor unter anderem in den 1970er-Jahren bei Richard Lester (und mit Michael York und Faye Dunaway in den Hauptrollen) wurde der Stoff von Alexandre Dumas auf zwei Filme verteilt. Schaffte es „D’Artagnan“, unterstützt unter anderem von Vincent Cassel, Romain Duris und Eva Green, noch in unsere Kinos, muss sich der Nachfolger rund um Milady de Winter mit einer Heimkinopremiere begnügen. Was nicht bedeutet, dass die Musketen- und Mantel-und-Degen-Gefechte hier auch nur einen Deut schwächer wären. Im Gegenteil: Der Film, der sich um die Rache der verführerischen und durchtriebenen Richelieu-Handlangerin Milady de Winter (Eva Green) dreht, ist allerklassischstes Abenteuerkino und auch für nachgewachsene Generationen ein Spektakel mit etlichen Schauwerten.
Unglaublich, dass der ursprüngliche filmische „Girls Club“ um die „Mean Girls“ Lindsay Lohan, Rachel McAdams, Amanda Seyfried und Lizzy Caplan auch schon wieder rund 20 Jahre auf dem hübschen Buckel hat. Anfang der Nullerjahre mauserte sich der Stoff zum viel zitierten Popkulturphänomen, dem nun eine Neuauflage folgt, die vieles, aber längst nicht alles anders macht. Am auffälligsten ist sicher die Tatsache, dass die „Mean Girls“ diesmal im pinkfarbenen Gewand eines durchgedrehten Musicals daherkommen und auf die ganz großen Namen weitestgehend verzichten. Dafür können die stutenbissigen Teenager diesmal richtig gut singen. Und zudem immer noch kräftig zubeißen, wenn es um den eigenen Rang im elitären Highschoolgefüge geht. Das muss auch die junge Cady feststellen, die sich als „Neue“ an der Schule mit dem Neid, der Missgunst und Bösartigkeit der „Plastics“ konfrontiert sieht. Und das schillert in der neuen Umsetzung in den buntesten und schrillsten Farben (und Klängen).