Als „Madame Web“ in unseren Kinos anlief, hatte sie schon keine Chance mehr: Internet-Trolle und Kritikerseiten hatten beschlossen, den Film zu hassen. Zu Unrecht – zumindest in dieser Schärfe! Zwar ist die von Dakota Johnson verkörperte „Spinnenfrau“ weit davon entfernt, sich zu den besten Superheldinnen-Verfilmungen der jüngeren Vergangenheit zählen zu dürfen, aber der Spin-off zum „Spider-Man“-Universum hat andere Qualitäten. Den überwiegend weiblichen Fokus zum Beispiel, der auch weit über Hauptfigur Cassandra Webb hinausgeht. Sie kommt in den 1970ern als Tochter einer Forscherin zur Welt und stellt nach einer Nahtoderfahrung 30 Jahre später fest, dass sie in die Zukunft sehen kann. Eine Fähigkeit, die sie mit drei jungen Frauen (u. a. Sydney Sweeney) verbindet, die für die Zukunft des „Spider-Verse“ von entscheidender Bedeutung sind. Als Seitenblick in das Spinnennetz, das hier bereits seine Schatten vorauswirft, hat diese Dame also durchaus ihre Berechtigung. Zumal Dakota Johnson in jeder Rolle eine kleine Sensation ist.
Es gibt Filme, die muss man gesehen haben. Und das, obwohl man sie eigentlich gar nicht sehen will. Wie Jonathan Glazers fünffach Oscar-prämierten „The Zone of Interest“, der uns in vermeintlich harmlosen Bildern vor Augen führt, wie eine Kultur des Wegsehens nicht nur den Naziterror mit ermöglicht hat, sondern auch heute noch von jedem von uns praktiziert wird, der vor den Gräueln in unserer Welt einfach die Augen verschließt. Letztlich folgen wir „nur“ dem erschreckend spießigen Bürokratenalltag von Familie Höß (sensationell: Sandra Hüller als Aufseher-Gattin Hedwig Höß). Aber die wohnt Wand an Wand mit dem Vernichtungslager Auschwitz, dessen Leitung Hedwigs Ehemann Rudolf innehat. Wie auch die Figuren selbst bekommen wir so gut wie nichts zu sehen. Aber zu hören. Denn ein zweiter Kopffilm wird durch die Tonspur ermöglicht, die das Gesehene auf fürchterliche Weise konterkariert. Ein Meisterwerk, das wehtut.
Ein Glück, dass es das Kinopublikum noch zu schätzen weiß, wenn ganz viel Geld, Talent und Energie in die Verwirklichung einer einzigartigen Vision gehen. Denn nur weil der erste Teil von „Dune“ so ein durchschlagender Erfolg war, durfte sich Regisseur Denis Villeneuve an die Fortsetzung(en) wagen. In Teil zwei geht es um die Korrumpierung durch Macht und Einfluss. Denn Paul Atreides (Timothée Chalamet) steigt bei den Fremen (auch dank klug gestreuter Prophezeiungen) zum vermeintlichen Messias auf, der es gemeinsam mit einer mächtigen Wüstenarmee und noch mächtigeren Sandwürmern mit dem Imperator (Christopher Walken) persönlich aufnimmt. Dafür ist er auch bereit, sein Seelenheil zu opfern. Wir schauen ihm gerne dabei zu. Vor allem, weil die Welten des Wüstenplaneten abermals fantastisch realisiert wurden. „Messiah“ kann kommen.
Ganz schön lang ist es her, dass Panda Po zum letzten Mal mit fernöstlicher Gemütlichkeit und Kampfkunst für volle Kinosäle gesorgt hatte. 2016 war die (vermeintliche) Trilogie zu ihrem Abschluss gebracht. Aber schon Konfuzius sagte, dass aller guten Dinge vier sind – oder so ähnlich. Mit rund acht Jahren Verspätung geht es deshalb wieder ins Tal des Friedens, in dem das Ende für Po als Drachenkrieger gekommen ist. Meister Shifu will ihn zum spirituellen Führer des Tals machen, doch zuvor muss Po noch einen geeigneten Nachfolger für sich finden. Bevor es aber so weit ist, bekommt Po es nicht nur mit der charmanten jungen Diebin Zhen zu tun, sondern auch mit einer mächtigen Zauberin, die sich als Chamäleon in jedes beliebige Tier verwandeln kann. Zeit für Po und Co., sich in ein letztes (?) Abenteuer als Drachenkrieger zu stürzen.
Man denkt ja gerne an „Peace“ und „Frieden, Alter“, wenn man an Reggae denkt. Aber die Kunst von Bob Marley ist aus Krieg und Verzweiflung geboren. Blutige Bandenkriege haben zur Zeit seines Schaffens auf Jamaika geherrscht. Auseinandersetzungen, die mörderische Überfälle – auch auf Marley und seine Familie – zur Folge hatten. Und davon erzählt „Bob Marley: One Love“ ebenso wie von seinem Weg zum internationalen Superstar, der es mit der Treue zu seiner Heimat genauer nahm als mit der zu seiner starken Ehefrau. Zwischen Jamaika und den großen europäischen Metropolen, in denen er als musikalischer Messias gefeiert wird, findet Marley zu seiner Stimme, aber er verliert auch. Denn als ihm frühzeitig eine seltene Krebserkrankung diagnostiziert wird, ist klar, dass ihm weniger Zeit bleibt als gedacht, um seine Heimat zu einen und seine Familie zu heilen.
Das Leben ist eine Reise, die idealerweise zum Ich und zur Familie führt. Das ist wahrscheinlich die Haupterkenntnis, die sich aus der Verfilmung von Wolf Küpers autobiografischem Roman „Eine Million Minuten“ ziehen lässt. Vera (Karoline Herfurth) und Wolf (Tom Schilling) führen beispielsweise ein Berliner Bilderbuchleben: nachhaltig, erfolgreich und vordergründig auch glücklich. Hinter den Kulissen der Beruf und Alltag jonglierenden Familienmenschen allerdings kriselt es – zumal bei der etwas älteren Tochter Nina eine Entwicklungsverzögerung festgestellt wird. Sie wünscht sich vom Papa mehr Zeit für die schönen Dinge im Leben. Und für mehr Gemeinsamkeit. Schlagartig wird Wolf klar, dass es mehr im Leben gibt und geben muss als die Biodiversitätsforschung und die Vereinten Nationen. Nach einem Streit beschließen die Eheleute, gemeinsam mit ihren Kindern wegzugehen. Weit weg. Und für mindestens eine Million Minuten. Währenddessen beginnen die Küpers zu entdecken, was wirklich wichtig ist in ihrem Leben.