Lange Zeit galt es als ausgemachte Tatsache: Gert Fröbe bleibt als Räuber Hotzenplotz unerreicht. Nicht einmal Armin Rohde konnte ihm das Wasser reichen. Da musste schon erst ein Österreicher daherkommen, um das bald 50jährige Vorurteil Lügen zu strafen. Seit nämlich Michael Krummenacher zur x-ten Neuverfilmung des Kinderbuchklassikers von Ottfried Preußler angesetzt und einen echten Besetzungscoup gelandet hat, muss es heißen: Nicolas Ofczarek wird als Räuber Hotzenplotz unerreicht bleiben. So süffisant, grummelnd schelmisch und manchmal sogar unheimlich (gern bei der Sache) war vor ihm noch kein Kinderschreck. Und dieses Urteil muss man gleich auch noch auf August Diehl ausweiten, der als Zauberer Petrosilius Zwackelmann beinahe ebenso viel Lust an der kindgerechten Boshaftigkeit versprüht. Man füge noch Olli Dittrich als Dimpfelmoser hinzu, fertig ist das Traumensemble. Dem Kasperl und Seppl allenfalls jugendlichen Charme hinzufügen können. Was ein Spaß!
Wir wollen ehrlich sein: Der wunderbaren Lily James schauen wir seit ihrem Auftritt als Lady Rose in „Downton Abbey“ immer gerne beim ver- und entlieben zu. Das gilt besonders dann, wenn sie das in einer britischen romantischen Komödie tun darf. Keiner zwinkert so schön beim vergnüglichen Liebesspiel wie die Engländer und Regisseur Shekhar Kapur („Elizabeth“) hat diesbezüglich „Tatsächlich (viel über die) Liebe“ gelernt. In „What’s Love Got To Do With It“ lässt er das modern Chaos digital angebahnter Beziehungskatastrophen auf vermeintlich überkommene Traditionen, England auf Pakistan prallen. Mittendrin Lily James als junge Filmemacherin, die nach vielen missglückten Dates gar nicht fassen kann, dass ihr Jugendfreund (Shazad Latif) so ohne weiteres dem Ruf der arrangierten Ehe nach Pakistan folgt. Also begleitet sie ihn mit der Filmkamera zum Kennenlernen in die Heimat seiner Ahnen und muss lernen, dass die Liebe oft verschlungene Wege geht. Auch für sie selbst. Schmacht!
Nein, für seine Adaption eines Kultromans hat M. Night Shyamalan diesmal auf einen spektakulären Twist am Ende des Filmes verzichten. Kein „Ich sehe tote Menschen“ (sorry für den Spoiler), kein „Ich bin eigentlich Teil des Unbreakable-Universums“, dafür konsequentes Zu-Ende-Denken eines perfiden Plots. In „Knock At The Cabin“ machen zwei Väter Urlaub mit der gemeinsamen Tochter in der titelgebenden Holzhütte. Und sehen sich bald mit vier verstörenden Besuchern konfrontiert. Die Gruppe um Dave Bautista und Ex-Weasley Rupert Grint verschafft sich gewaltsamen Zutritt zum Refugium und stellt die kleine Familie vor eine nicht lösbare Aufgabe: Sie soll eine(n) aus ihrer Mitte opfern, um das Überleben der Menschheit zu sichern. Der steht nämlich sonst das Ende der Welt bevor. Was man zunächst für die esoterische Spinnerei religiöser Fanatiker hält, stellt sich bald als reale Möglichkeit heraus. Und die hundsgemeine Versuchsanordnung nimmt ihren unerbittlichen Lauf…
Das Berlin der 1930er Jahre hat Hochkonjunktur im deutschen Seriengeschäft: Ob „Babylon Berlin“, „KaDeWe“ oder „Charité“ – ganz offenbar hält das Zeitalter des Umbruchs von „goldenem“ Aufschwung hinein in Krise und Nationalsozialismus besonders viele dramatische Geschichten parat. Auch für RTL, wo man auf den Nostalgiezug aufgesprungen ist und mit „Haus der Träume“ ebenfalls in der Zeit zurückgereist ist. Im Mittelpunkt der Serie: Junge Menschen zwischen Aufbruch und Untergang, großer Liebe und Intrige. Und das Kaufhaus, das sie als „Haus der Träume“ alle zusammenhält. Das Jonass, das sich mit Staffel zwei vom Kredit zum Luxuskaufhaus gewandelt hat. Auch Vicky erlebt eine Beförderung und eine neue Liebe. Was nicht bedeutet, dass Harry vergessen ist (und umgekehrt). Und über all dem thront der politische Wahnsinn, der sich mit aller Gewalt an die Spitze bahnt.
Vom „Haus der Träume“ zum „Haus der Lust“, das als Verfilmung des Skandalromans von Emma Becker einiges an Aufmerksamkeit in ihrer französischen Heimat erfahren hat. Schließlich hat sich Autorin Becker für „La Maison“ in die Welt der käuflichen Liebe begeben. Nicht mal eben für ein paar Tage, sondern für mehrere Jahre und mit dem erklärten Ziel, herauszufinden, was am Leben eines Luxus-Escorts so faszinierend ist. Der Roman hat tiefe Einblicke erlaubt, die Verfilmung versucht, es der Vorlage gleichzutun. Und zwar ohne gleich in allzu voyeuristische Gefilde abzudriften. Trotzdem bleibt auch hier die Geschichte von Emma Becker eine immer auch erotische Angelegenheit, allerdings eine, die an der vornehmlich weiblichen Perspektive festhält und den provokativen Stoff so nicht an „männliche“ Erwartungen verrät. Das Ergebnis: Ein gut gespieltes Erotik-Drama zwischen Sinnlichkeit und käuflicher Liebe.
Sie haben mit „FCK 2020“ die inoffizielle Hymne zu einem in jeder Hinsicht verkorksten epidemischen Jahr geschrieben. Deshalb passt es auch ganz gut, dass H.P Baxxter und seine Techno-Shout-Project Scooter im Mittelpunkt einer zweieinhalbjährigen filmischen Reise durch Pandemie, Auftrittssperren, Identitätskrisen und Krawallparties steht. Als Gallionsfigur des hemmungslosen Hedonismus ist Baxxter hier offen wie nie, wenn es um Friseurbesuche im Pandemiezeitalter, Eitelkeit und Konzertauftritte im Ausland geht, um Jetzt-erst-Recht-Parties, Krisen und die Geschichte einer Band, die zuerst immer noch seine eigene ist. Das kann man belächeln, feiern oder kritisieren, kalt lässt es einen nicht. Im Gegenteil: „FCK 2020“ ist der mitreißende Blick ins Innere einer deutschen Erfolgsgeschichte, die auch in über zwei Jahren kulturellem Fast-Stillstand nicht zu Ende ist. Im Gegenteil!