Alter schützt weder vor Torheit, noch vor Abenteuern. Aber gut ist es schon, wenn digitale Kinotechnik bei der Verjüngung ein wenig nachhelfen kann. Im fünften und voraussichtlich auch letzten Abenteuer von Harrison Ford als Indiana Jones geht es für einen längeren Rückblick zurück in die Nazizeit, in der es Indy mit dem fiesen Jürgen Voller (Mads Mikkelsen, auch verjüngt) und dessen Obsession für geheimnisvolle antike Scheiben zu tun bekommt. Jahre später bekommt es der Fast-Pensionär in den Sechzigern abermals mit dem Altnazi zu tun. Der ist mittlerweile am US-Mondlandungsprogramm beteiligt, strebt aber nach Höherem: Der Rückkehr in das Dritte Reich, um den Krieg zu seinen Gunsten zu beeinflussen. Das „Rad des Schicksals“ spielt eine entscheidende Rolle dabei, weshalb ein Wettlauf um das Artefakt beginnt. U. a. unter Beteiligung von Indys Patentochter Helena (Phoebe Waller-Bridge). Wer an dessen Ende keine Tränen der Rührung vergießt, ist ein Eisklotz!
Rita Falk, Autorin der megaerfolgreichen Buchvorlagen rund um den Eberhofer Franz und seine kriminologischen Provinzpossen, war so ziemlich die Einzige, die nicht so wirklich angetan war von der neunten Verfilmung eines ihrer Romane. Etwas zu ordinär sei es ihr geworden – aber selbst sie hat sich im Angesicht des neuerlichen Filmerfolges wieder gefangen. Kritik und Publikum zeigten sich überwiegend wohlwollend diesem „Rehragout Rendezvous“ gegenüber. Wieso auch nicht. In Niederkaltenkirchen einzukehren ist wie der Besuch bei der liebgewordenen schrulligen Verwandtschaft. Nur dass hier halt immer mal wieder was passiert. Neben der streikenden Oma und der machtbewussten Susi (die als stellvertretende Bürgermeisterin Franz‘ Posten auf Halbtag stutzt), ist es u. a. ein Vermisstenfall, der Franz und Rudi auf Trab – und den Zuschauer bei Laune hält.
Der Mandalorianer war der erste Disney-Ausflug ins Seriengeschäft und so etwas wie der Unique Selling Point des Services Disney+. Jetzt kommen endlich auch alle Streaming-Verweigerer in den Genuss der sehr erdig inszenierten Exkursion in eine weit weit entfernte Galaxie. In der bekommt es der namenlose Kopfgeldjäger (Pedro Pascal, stets unter einem Helm verborgen) mit dunklen Mächten zu tun, die es alle auf ein wertvolles Transportgut abgesehen haben, mit dem der Mandalorianer zu bonden beginnt: Es handelt sich um ein bereits Fünfzigjähriges Wesen aus der gleichen Rasse, der Meister Yoda entstammte, was dem Kind lange den Spitznamen „Baby Yoda“ einbrachte. Neben dem putzigen Mündel begeistert der „Mandalorian“ aber auch mit Darstellern wie Werner Herzog und Carl Weathers, mit viel Western- und Samurai-Flair und mit dem Oldschooligsten „Star Wars“-Ansatz seit der Urtrilogie. Achtung: Das Blu-ray-Steelbook ist streng limitiert!
Loki ist für das Marvel Cinematic Universe auf Disney+ in etwa das, was lange Zet der „Mandalorian“ für „Star Wars“ war: Das rare Beispiel einer wirklich gelungenen Serienexkursion in die Welt der beliebten Film-Franchises. Auch hier mussten sich Nicht-Abonnenten einige Zeit gedulden. Aber pünktlich zum Ende der zweiten Staffel darf „Loki“ nun im streng limitierten Blu-ray-Steelbook zur ersten Season sein Unwesen treiben. Und wie! Statt klassischem Superheldenspektakel erwartet uns hier eine Zeitreise-Posse, die eher an Terry Gilliam („Time Bandits“, „12 Monkeys“, „Brazil“) und Wes Anderson denken lässt, als an Marvel. Kein Wunder also, dass dem guten Tom Hiddleston kein Geringerer als Owen Wilson als Beamter der Time Variance Authority gegenübersteht. Gemeinsam bekommen sie es mit einem von Loki unzähligen Alter Egos (in weiblich) zu tun. Und mit einer Macht, die buchstäblich auf bzw. mit der Zeit spielt. Großartig!
Eltern gehen aufgrund der Flut an Kreisch, Quietschbunt und Schnittfolge in Deckung, die Kids bekommen sich kaum mehr ein, wenn die Fellfreunde zur Rettung eilen. Ganz egal, ob sie nun – ein schöner Running Gag unter den Elterngruppen - „Poppa Troll“ „Paupaudroll“ oder sonst wie heißen. In ihrem zweiten Kinoabenteuer bekommen es die Welpen von der Tierpatrouille mit einem magischen Meteor zu tun, der den süßen Fellfreunde waschechte Superkräfte verleiht. Fortan sind sie eine Art Kleinstversion der Avengers, denen sich bald schon Bürgermeister Besserwisser in den Weg stellt. Gemeinsam mit einer verrückten Wissenschaftlerin will er den kleinen Helden ihre Kräfte stehlen. Klar, dass die Mighty Pups da etwas dagegen haben…
Zwei Youtuber als neue Player im umkämpften Horrorfilm-Biz? Danny und Michael Philippou ist das Kunststück gelungen, gleich mit ihrem Filmdebüt international für Aufsehen zu sorgen. Erst auf dem Sundance-Festival, wo „Talk To Me“ für reichlich Furcht, Verstörung und ein Wettbieten der Verleihe sorgte, dann in unseren Kinos, wo sich der verstörende Horrorfilm als bester Schocker des Jahres empfahl. Vor allem deshalb weil eine recht bekannte Grundprämisse – Jugendliche spielen mit Dingen, die sie lieber sein lassen sollten – mit viel Coming-of-Age-Gespür an den Grundfesten unsrer eigenen Jugend rüttelt. Und an unserem Verständnis davon, was es bedeutet, gesehen zu werden. Oder eben nicht. Eine mumifizierte Hand dient hier als Kommunikationstool ins Jenseits – doch wer zu lange hinter den Schleier blickt, droht für immer im Bann der Dämonen zu bleiben. Creepy!
Wo „Talk To Me“ teils neue Pfade beschreitet und wirklich furchterregende Bilder in unsere Herzen pflanzt, da folgt „The Nun“ auch im zweiten Durchgang vergleichsweise bekannten Horror-Pfaden. Klar: Das Werk kommt aus dem weiteren Umfeld der „Conjuring“-Reihe und versucht als solches, vermeintlich belegbaren Dämonenhorror im „Exorzist“-Fahrwasser in möglichst viele Jump-Scares umzumünzen. Das gelingt der in Frankreich angesiedelten Fortsetzung durchaus, vor allem, weil die Gleichung aus jungen Nonnen, 1960er Jahren und Dämonenbesessenheit durchaus verfängt sämtliche visuellen Schlüsselreize bedient werden, die ein klerikaler Horrorstreifen benötigt. Mehr noch: Tatsächlich ist die Fortsetzung in vielen Belangen gelungener als der Vorgänger und „Conjuring“-Fans dürfen sich auf ein (kurzes) Wiedersehen mit den Warrens freuen…