ABBA

Hologramme für die Ewigkeit

Die Nachricht schlug im Herbst 2021 ein wie eine Bombe: Agnetha, Björn, Benny und Anni-Frid – die vier Schwedenhappen mit dem prägnanten Kürzel – melden sich nach einer fast vierzigjährigen (!!) Schaffenspause mit einem neuen Album zurück. Und das ist fast so bahnbrechend wie ein Beatles-Revival – wenn diese denn noch komplett wären. Rund 400 Millionen Tonträger hat die Band seit ihrer Gründung 1972 verkauft. Und wenn man bedenkt, dass das letzte Studioalbum, „The Visitors“, 1981 erschienen ist, gewinnt diese Zahl noch einmal zusätzlich an Bedeutung. Richtig weg waren ABBA freilich trotzdem nicht. Wie auch, mit so vielen unvergesslichen und nicht totzukriegenden Welthits? Anlässlich der Veröffentlichung ihres brandneuen Studioalbums „Voyage“ wagen wir einen kurzen Rückblick und Ausblick. Und verraten, was von ihrem spektakulären Live-Event im nächsten Jahr zu erwarten ist.

Waterloos statt Niederlage

Björn Ulvaeus und Benny Andersson lernten sich bereits Mitte der 1960er-Jahre kennen und arbeiteten zunächst als Songwriter und Produzenten, unter anderem für zwei junge Sängerinnen, die bald zu ihren Lebensgefährtinnen werden sollten: Agnetha Fältskog (die mit Ulvaeus eine Beziehung einging) und Anni-Frid Lyngstadt (die zur Frau an der Seite von Andersson wurde). Erst mit ihnen gemeinsam und mit der ersten inoffiziellen Single „People Need Love“ läuteten sie die Geburtsstunde von ABBA ein – allerdings noch unter ihren kompletten Vornamen Björn, Benny, Agnetha und Anni-Frid, unter denen sie erstmals 1973 auch im deutschen Fernsehen (bei Ilja Richters „Disco“) zu sehen waren. Zu ABBA wurden sie erst während der Arbeiten am zweiten Album, das auch „Waterloo“ und ihren Grand-Prix-Sieg 1974 hervorbrachte: Der Startschuss für eine Karriere, die parallel zum großen Discoboom zunächst in Welthits wie „SOS“ und Mamma Mia“ gipfelte, die sich auf dem selbstbetitelten dritten Album der Band („ABBA“, 1975) wiederfinden. Die Folgejahre waren von einer weltweiten Abbamania gezeichnet, die den vier Schweden mit Hits wie „Money, Money, Money“, „Dancing Queen“ oder „Take A Chance On Me“ den Weg in das Pantheon der Popmusik ebneten. Ende der 1970er-Jahre leiteten auch persönliche Krisen das zwischenzeitliche Ende der Band ein. Zwar zeugten Hits wie „The Winner Takes It All“ „Gimme, Gimme, Gimme“ oder „Super Trouper“ noch einmal vom ungebrochenen Kompositionstalent der beiden „B“s, aber nach der Trennung der beiden Paare kündigten ABBA Ende 1982 eine „Pause“ an. Sie sollte fast 40 Jahre dauern.

Mamma Mia!

Rund zehn Jahre später kam es immerhin zu einem regelrechten ABBA-Revival, ausgelöst unter anderem durch eine Cover-EP der Synthie-Ikonen Erasure und durch Sympathiebekundungen von Bands wie Madonna, Tina Turner, R.E.M. oder sogar U2, die bei einem Konzert in Stockholm zusammen mit Björn und Benny sogar ABBAs „Dancing Queen“ zu Besten gaben. Als Reaktion darauf wurde 1992 „ABBA Gold“ als Kompilation noch einmal zum weltweiten Hit, Ende der 1990er-Jahre schließlich das Musical „Mamma Mia!“ zum absoluten Phänomen. Gespickt mit den beliebtesten ABBA-Welthits war (und ist) es so erfolgreich, dass 2008 eine Verfilmung mit u. a. Meryl Streep und Pierce Brosnan auf den Weg gebracht wurde. Zehn Jahre später konnte auch hier eine Fortsetzung von der ungebrochenen Lust an den „ABBA-Hits" profitieren.

Here They Sing Again

ABBA neon-bunt
Irgendwann konnten Sie sich der Liebe, die Ihnen immer noch entgegengebracht wird, wohl nicht mehr erwehren. Im April 2021 kündigte Björn Ulvaeus in einem Interview an, dass im Herbst erstmals neue Musik von ABBA veröffentlicht werden würde. Am 2. September war es dann soweit und die Veröffentlichung von „I Still Have Faith In You“ und „Don’t Shut Me Down“ wurde gleichzeitig zum Verkündigungsmoment für das neue ABBA-Album „Voyage“ – das erste seit 40 (!!) Jahren. Doch es blieb nicht bei dieser Ankündigung.

Denn endlich wurde auch konkret, was lange gemunkelt worden war: Agnetha, Björn, Benny und Anni-Frid kehren 2022 auch auf die Bühne zurück. Zumindest virtuell. Denn anstatt sich in ihren gut gealterten Körpern zu präsentieren, werden ihre jüngeren digitalisierten Ichs zur Performance schreiten. Und so einmal mehr Maßstäbe im internationalen Entertainment-Zirkus setzen. Am 27. Mai 2022 ist es dann so weit. Mit ein paar ganz besonderen Zuschauern: „Wir können uns demnächst schön zurücklehnen mit dem Rest des Publikums und zusehen, wie diese digitalen Versionen von uns unsere neuen Songs live auf der Bühne präsentieren.“

ABBA in Anzügen
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